Wer durch den Blogbeitrag zur Marseille-Reise auf den Geschmack gekommen ist, auch einmal eine Bahnreise (z.B. nach Marseille) zu unternehmen, findet in diesem Artikel erste nützliche Einsteiger-Tipps.
Fullservice
Leider gibt es noch keinen preiswerten Vollservice, der vollumfänglich vor allen Schwierigkeiten und Ausfällen schützen kann (ähnlich wie bei Pauschal-Flugreisen). Die wenigen Anbieter, die es bereits auf dem Markt gibt, lassen sich Ihren guten Service auch gut bezahlen. Der Grund ist, dass es keine vernünftigen, europaweit einheitliche Regelungen für Ausfälle gibt. Zudem gibt es zu viele regionale Transportunterehmen, die zu unterschiedliche Verfahrensweisen zur Abwicklung von Problemen, wie Verspätungen und Zugausfälle haben. Wer also auf Nummer sicher gehen möchte und für alle Eventualitäten abgesichert werden möchte, schaut dort nach und muss nicht weiterlesen.
Gut geplant ist halb gefahren
Wie im Autofahrerleben auch, müssen beim Zugfahren ebenfalls verschiedene Dinge eingeplant werden.
Verschiedene Strecken planen
Nicht nur beim Bahnfahren, sondern eigentlich immer im Leben sollte man mindestens einen Plan B haben.
Gerade in Deutschland juckeln wir auf einem total überlasteten und kaputtgesparten Bahnnetz herum. Aber Meckern gilt nicht- Vorbereitung ist das Gebot der Stunde!
In unserem Fall gab es 2 mögliche Strecken und ich habe mir die Fahrzeiten, die regelmäßigen Verspätungen bereits vorher angeschaut, um kurzfristig auf Fahrplanänderungen reagieren zu können.
Ein gutes Hilfsmittel hierfür ist die DB-App oder die Webseite der deutschen Bahn. Lustigerweise sind die Verspätungen und Ausfälle nur in Deutschland so groß, in anderen Ländern auftretende Verspätungen sind meistens schon mit einberechnet und machen sich in der Gesamtbilanz nicht so stark bemerkbar. Bei unserer Reise nach Frankreich sind auf der deutschen Seite Verspätungen aufgetreten, die in Frankreich locker ausgeglichen werden konnten. Bei der Rückreise gab es ebenfalls auf einem Streckenabschnitt eine Verspätung, die aber ebenfalls in Frankreich nahezu ausgeglichen werden konnte.
Zusammenfassend gesagt: Gerade Verbindungen in Deutschland sind häufig verspätet. Wichtig ist es, Alternativen vorher zu recherchieren und die zustehenden Rechte zu kennen (Aufhebung der Zugbindung, etc)
Bei länderübergreifenden Verbindung gelten meistens Kombitickets, die in Deutschland auch für den Nahverkehr gelten. Es ist meistens nicht notwendig, ein zusätzliches Tagesticket zu lösen.
Glück hat, wer gleich erste Klasse bucht. Dann kann man die Anreise der Regional- oder Bummelbahnen zu den Schnellzügen (TGV, ICE, etc) ebenfalls in der ruhigeren 1. Klasse genossen werden.
Umstiege und Pufferzeiten
Nichts ist ärgerlicher, als den Schnellzug zu verpassen. Manche Verbindungen finden nur einmalig am Tag statt, und dann würde man in dem jeweiligen Bahnhof bis zum nächsten Tag festsitzen. Der längste Aufenthalt sollte also vor dem Einstieg in den Schnellzug stattfinden. In unserem Fall hiess das: Wenn man in Frankfurt im TGV sitzt, ist alles geritzt. Aber es war keine Option, individuell im Auto nach Frankfurt anzureisen, wenn schon ÖPNV, dann schon richtig.
Für die Strecke von unserem Heimatbahnhof bis nach Frankfurt habe ich geprüft, welche früheren Verbindungen existieren. Wir haben dann eine Verbindung früher gewählt und einen zusätzlichen Puffer von 1h (zu den 20min) in Frankfurt eingeplant.
Alternativer Startpunkt
Vielleicht gibt es aber auch die Möglichkeit, von einen anderen Bahnhof loszufahren und die 10-20km dorthin mit individueller Anreise zu überbrücken, dafür aber am Ende 1 Stunde oder 2 Umstiege zu sparen. Ist trotzdem noch ökologischer als fliegen.
Für Aue-Wingeshausen bedeutet dies:
- für Verbindungen ins Ruhrgebiet lassen sich 1 Stunde sparen, wenn vom Bahnhof „Altenhundem“ gestartet wird- es gibt dort auch einen P+R-Parkplatz (Schneidershof)
- alternativ kann die Reise in Fleckenberg-Mitteldorf mit dem Bus (SB9) gestarten werden. Die Busverbindung ist gut zu den abfahrenden Zügen in Lennestadt-Altenhundem getaktet. Der passende Parkplatz ist der für das Besteckmuseum- laut Auskunft der Stadt Schmallenberg von 2022 darf dieser auch als P+R-Parkplatz verwendet werden.
- für Verbindungen nach Frankfurt oder Mittel- und Ostdeutschland kann als Startbahnhof „Bad Laasphe“ gewählt werden- oder Erndtebrück. Hier fehlt mir noch die Info für den P+R-Parkplatz.
Nach Marburg zu fahren lohnt sich nur, wenn die Fahrt so früh losgeht, dass noch keine RB94 (Erndtebrück-Marburg) fährt. Die Parkgebühren am Bahnhof sind mir zu hoch. - für Fahrten in das Rheinland (Köln, Bonn, etc) und von Köln aus nach Paris, Barcelona, etc könnte der Bahnhof Siegen verwendet werden – gerade wenn die RB93 zu unzuverlässig scheint. Das Parken dort ist aber ziemlich teuer. Also entweder doch die RB93 nehmen oder von Siegen-Weidenau fahren- dort gibt es mehrere günstige oder kostenlose Parkmöglichkeiten unter der HTS.
Von Erndtebrück aus fährt auch über Netphen ein Bus, der kürzer als die RB93 fährt.
Übrigens gibt es auch ein Ruftaxi von Wingeshausen zum Bahnhof nach Aue, das genau zu den Fahrtzeiten der RB93 passt- wenn die RB93 mal pünktlich fährt.
Streckenpläne kennen
An jedem Bahnhof oder im Internet bei der Bahn gibt es Streckenpläne für ICE- und Regionalverbindungen. Dort sind Knotenpunkte gut sichtbar. Nicht immer ist das, was die DB-App vorschlägt, sinnvoll. Vielleicht gibt es eine einfachere Verbindung, die auf Grund des Algorithmus nicht gefunden werden konnte. Einfach mal Verbindungen vom nächsten Knotenpunkt für die Abfrage ausprobieren!
Fazit
Es gibt also mehrere Möglichkeiten, Reisen ÖPNV-tauglich zu planen: voll ÖPNV von der nächsten Bushaltestelle aus, oder in mehreren Stufen gestaffelt von der nächstgrößeren Möglichkeit aus. Einmal geplant und in einer App gespeichert, steht der entspannten Reise nichts im Weg!