Glasfaser für Berleburg, Teil 2

Soll ich es wirklich machen? Wie ist der Antrag auszufüllen? Welche Dienste brauche ich? soll ich einen neuen Router beantragen? Was sind das für Zahlen? Wie viel kostet das? Fragen über Fragen- hier sind die Antworten!

Ich muss es immer wieder wiederholen: Ich arbeite nicht bei greenfiber und auch nicht bei der Stadt, finde aber den Zustand, dass wir in Berleburg vom schnellen Internet abgehängt sind und deshalb in anderen Gebieten als Hinterwälder gelten, nicht gut. Deshalb schreibe ich diese Artikelreihe. Ich freue mich aber über jede konstruktive oder positive Kritik oder jeden, der diesen Blog abonniert! (Falls jemand über einen Facebook-Link hierhin gekommen ist: bitte nicht bei Facebook folgen, sondern direkt hier!)

Soll ich es wirklich machen?

Kurze Antwort: Ja.

Lange Antwort: Bad Berleburg bekommt ein Glasfasernetz- wenn sich mindestens 30% der Hausbesitzer dazu entscheiden. Es entstehen nur wenige Kosten. Grund genug, sich einmal damit auseinanderzusetzen. Für die technische Einleitung, die ggfls auftretende Probleme habe ich bereits einen Artikel geschrieben: Glasfaser für Bad Berleburg Teil 1. In dem Artikel steht auch, warum Glasfaser besser als Kupfer für Daten ist.

Diese Chance sollten wir nicht verstreichen lassen. Wir haben unseren Antrag gestern abgegeben.

Wie ist der Antrag auszufüllen?

Auf den ersten Blick ist das Antragsformular ziemlich umfangreich und scheinbar müssen hier mehrere gleiche Daten eingegeben werden. Hier sind die ersten Fallstricke zu beachten. Gerade bei der Angabe der Namen ist darauf zu achten: Wem gehört das Grundstück, wer ist Inhaber des Telefonanschlusses, wo wohnt der Inhaber des Grundstücks? Das kann die gleiche Person sein, muss aber nicht.

Gerade bei der Angabe des Telefonanschlussinhabers ist dringend darauf zu achten, dass die Angaben mit denen auf der Telefonrechnung genau übereinstimmt. Auch ein zweiter Vorname, der auf der Telefonrechnung steht, ist mit anzugeben. Läuft der Anschluss noch auf ein verstorbenes Familienmitglied, sollte der Anschluss zügig auf jemand anderen übertragen werden. Der T-Punkt in Bad Berleburg ist bestimmt dabei behilflich. Dafür ist unter anderem die Sterbeurkunde notwendig. Auch wer die Angelegenheiten für seine (Groß-/)Eltern in Form einer Vorsorgevollmacht erledigt, benötigt die passenden Unterlagen hierfür. Ob die Mitarbeiter bei greenfiber und Telekom in diesen Fällen genau wissen, was zu tun ist, bin ich mir nicht sicher. Besser an mehreren Stellen informieren (Facebook ist hier sicherlich die falsche Quelle, auch eine Google-Suche mit den falschen Stichwörtern hilft hier auch nicht weiter). Wichtiger Hinweis hierzu: Wer sich zu spät darum kümmert, und erst Mitte März feststellt, dass die Angaben auf der Telefonrechnung (und damit in der Datenbank der Telekom) noch komplett falsch sind, läuft Gefahr, dass es zu Problemen kommt und der Anschluss nicht mehr ordnungsgemäß und kostenlos beantragt werden kann. Je früher, desto besser!

Die glücklichen, bei denen alles passt, sollten im nächsten Abschnitt einmal lesen, was sich so alles im Kleingedruckten verbirgt.

Welche Dienste brauche ich?

Ein Anwalt würde jetzt sagen: das hängt davon ab.

Ich gebe hierfür ein Beispiel: Für meine Arbeit (u.a. Administration von Linux-Servern) würde ich auch mit Egde (langsames Handyinternet) auskommen, lediglich für Videokonferenzen ist eine gewisse Bandbreite (Internetgeschwindigkeit) erforderlich, die wir derzeit auch mit unseren 7-9 MBit erfüllen. Wehe aber, die Kinder müssen von zu Hause auch noch beschult werden- glücklicherweise sind die Videokonferenzen während des Lockdowns nicht gleichzeitig aufgetreten.
(Abschnitt 1 auf dem Formular) Wir kommen also locker in Zukunft mit 200MBit aus. Die meisten in Wittgenstein werden eh weniger als 100MBit haben, dann ist das sowieso schon ein großer Sprung. Wenn es nicht reicht, kann man während der Vertragslaufzeit noch hochstufen. Andersherum ist aus mehreren Gründen schlecht. Zum einen geht das während der Vertragslaufzeit nicht, zum anderen ist es schwer, sich so schnelles Internet wieder abzugewöhnen. (Wer steigt schon gerne vom Porsche auf einen Up um?) Ich würde also nicht auf das Angebot 10.000Mbit in den ersten 12 Monaten für 40€ eingehen. Außerdem begrenzen die Webseiten, die man besucht, sowieso auf eine Geschwindigkeit zwischen 100-1000MBit. Für Firmenanschlüsse mit mehreren hundert Benutzern kann es sowieso nicht schnell genug gehen, dann kann auch gerne die schnellste Stufe gewählt werden.

Brauche ich einen neuen Router?

Kurze Antwort: Wenn Sie ein Speedport haben, ja. Bei einer FritzBox: Das hängt davon ab 😉

Lange Antwort: Bei einer 7490 oder 7590: nein. Bei jeder anderen kann es gehen, muss aber nicht.

Wenn ein neuer Router fällig wird, bitte die 7590 nehmen- diese hat mehr Optionen als die 7530. Wird der Router von greenfiber bestellt, ist dieser vorkonfiguriert. Wenn Ihr bisheriger Router oder die Geräte im Netzwerk eine besondere Konfiguration haben, oder Telefone an der FritzBox angemeldet sind, beisst sich das aber mit der greenfiber-Konfiguration. Der Router muss dann sowieso von jemanden, der Ahnung hat, neu konfiguriert werden! Natürlich geht es auch, die Konfiguration teilweise zu übernehmen, aber da sollte jemand drüber schauen, der sich sowohl mit den Themen Netzwerk, Telefone und PC auskennt.

Ob der neue Router von greenfiber kommen muss oder selbst gekauft wird, ist eigentlich auch egal (außer wegen der Vorkonfiguration). Die neue Fritzbox wird sowieso erst benötigt, wenn das Glasfasernetz startklar ist- das kann ja schlimmstenfalls bis Ende 2024 dauern.

Wenn der alte Router dann überflüssig wird, bitte nicht einfach wegwerfen, sondern einfach die Daten löschen und ihn dann auf ebay Kleinanzeigen oder ähnlichen Portalen verschenken. Das ist nachhaltiger!

Welche Optionen brauche ich?

Kleine Erläuterung zu IPv4 und IPv6: auf irgendeine Weise muss ja ein Gerät im Internet eindeutig identifizierbar sein, damit Daten an die richtige Stelle geschickt werden können. Dazu dient eine sogenannte IP-Adresse. Diese gibt es nur einmal im Internet und jeder (Anschluss) ist damit eindeutig identifizierbar. Jeden Morgen wählt sich der Router neu ein und bekommt eine neue Adresse. Dadurch ist jeder Anschluss nur während eines Tages eindeutig erkennbar. Morgen kann jemand anderes (zum Beispiel mein Nachbar) meine Adresse von heute haben. Dieses komplizierte Verfahren wird angewandt, damit ich nur an einem Tag eindeutig identifizierbar bin und nicht während meines ganzen Lebens.
Als man zu Beginn das Internet entwickelt hat, hat man sich überlegt, wie viele Adressen man benötigt. Die Idee war, 4 Blöcke jeweils mit Nummern von 0-255 zu vergeben. Die unglaubliche Anzahl von möglichen Adressen sollte dann für immer reichen. Wie man knapp 60 Jahre später feststellt, sind nicht nur die Anzahl der Menschen auf der Erde gestiegen, sondern auch die Anzahl der Geräte, die ins Internet gehen.
Jetzt sind die Adressen aber alle vergeben, also hat man sich bereits vor 20 Jahren überlegt, wie das Problem der Adressknappheit gelöst werden kann. Deshalb gibt es jetzt viel längere Adressen, die für alle Zeiten reichen sollen… ich bin ja mal gespannt. Auf jeden Fall sind diese IPv6-Adressen kostenlos bei jedem neuen Anschluss enthalten, die „alten“ IPv4-Adressen nicht mehr.

Die „öffentliche dynamische IPv4-Adresse“ wird in der Regel nur benötigt, wenn ganz alte Geräte im Netzwerk vorhanden sind (z.B. Melkmaschinen, Heizungssteuerung), die Kontakt ins Internet aufnehmen und ggfls Probleme dann mit der Art und Weise haben, wie über einen sogenannten IPv6-only-Anschluss Daten geschickt werden. Das gleiche gilt für Homeofficearbeitsplätze mit VPN. Manche Firmen können dies nicht anbieten, wenn es keine IPv4-Adresse gibt.

(2) Die Telefonie(flatrate) für 5€ muss hinzugebucht werden, sonst macht das ganze keinen Sinn, man möchte ja nicht nur per Handy erreichbar sein. Apropos Handy: Die Flatrate fürs Handy macht im Privatbereich nicht immer Sinn. Ich würde eher zum Handy greifen und von dort für 9cent/Minute telefonieren. Die Flatrate würde sich dann nur lohnen, wenn ich mindestens 56 Minuten jeden Monat aus vom Festnetz aufs Handy anrufe. Für kleine Büros, wie bei Steuerberater, Anwälte, Handwerker, etc lohnt sich das immer!

Die Rufnummern möchten Sie bestimmt von Ihrem bisherigen Anschluss mitnehmen? Das wird Portierung genannt. Hierbei erlauben sie dem neuen Anbieter (greenfiber), in Zukunft die Telefonummern zu verwalten bisher war das Aufgabe des bisherigen Anbieters (die Telekom?). Im Anhang gibt es einen Portierungsauftrag. Dieser muss wie schon mehrfach erwähnt mit den Daten ausgefüllt werden, die bei dem bisherigen Anbieter vorliegen- bitte keinen 2. oder 3. Vornamen vergessen oder ergänzen, wenn diese nicht auch beim bisherigen Anbieter steht. Andersherum aber genauso: steht dort ein zweiter, dritter Vorname, muss dieser auch im Portierungsauftrag stehen.

Der Telefonbucheintrag sollte immer gesetzt werden, wenn der Anschluss im Telefonbuch erscheinen soll. Das kann aber auch später noch geändert werden.

Den Einzelverbindungsnachweis mit vollständiger Zielnummern ist fast immer die richtige Wahl. Nur so kann bei Problemen mit zu hohen Telefonkosten auch nach 2 Wochen genau nachgewiesen werden, wie die Kosten zusammengekommen sind. Nicht gewählt werden darf diese Option, wenn der Datenschutz zu beachten ist (z.B. bei erwachsenen Kindern im Haushalt müssten diese zuerst ausdrücklich zustimmen).

(3) IPTV bedeutet Fernsehen über den Internetzugang. Das ist interessant, wenn nicht z.B. nicht genug Satkabel verlegt sind. Ggfls ist es aber einfacher, eine DVB-T (also klassische Antenne) an einen geeigneten Fernseher anzuschließen. Vorhandene IPTV-Receiver von anderen Herstellern können meistens nicht weiterverwendet werden. Wenn diese dann nicht zum bisherigen Provider zurückgeschickt werden müssen, bitte auch auf Werkseinstellungen zurücksetzen und auf ebay Kleinanzeigen verschenken, nicht wegwerfen!

(4) Ob die Rechnung per Post, per E-Mail kommen soll oder selbst heruntergeladen werden muss, ist Geschmackssache. Eine Rechnung per Post braucht natürlich mehr CO2 als eine per E-Mail oder im Kundenmenü abrufbare. Auch der Einzelverbindungsnachweis ist am PC besser durchsuchbar als auf Papier. Wer die Daten manuell im Kundenmenü abrufen möchte, sollte natürlich ein sicheres Passwort haben und das Passwort auch entsprechend sicher aufbewahren. (Siehe auch meine Artikelserie – Wie erstelle ich sichere Passwörter, Passwortgeneratordatei, und Passwortgeneratordatei knacken )

(5) Der Antragssteller ist derjenige, auf den der Vertrag laufen soll. Bei den meisten ist das auch die Adresse, an dem der Anschluss läuft (wäre anders, wenn man z.B. ein Haus besitzt, dass man vermietet).

(6) Ich denke zur Kontoverbindung brauche ich nicht viel zu erklären. Es ist heute nicht mehr üblich, dass die Anbieter eine Rechnung schreiben und der Kunde dann das Geld überweist. Selbst bei einer geringen Anzahl von Kunden, die vergessen zu bezahlen oder nicht bezahlen wollen, ist der Aufwand zu groß.

Die Abschnitte 7-11 sind nur zu lesen und im Abschnitt durch anhaken zu bestätigen.

Abschnitt 12 und 13 können getrost ignoriert werden.

Die Grundstückseigentümererklärung ist nur zur Aufnahme der entsprechenden Daten des Hauses (Einfamilienhaus, Mehrfamilienhaus, etc). Ich gestehe, dass ich mich damit am wenigsten auskenne. Ist halt nicht technisch 😉

Danach folgt aber noch der oben beschriebene Abschnitt zur Portierung der Telefonnummern.

Wie viel kostet das?

Die günstigste, sinnvolle Kombination kostet monatlich 45€ (200MBit mit Telefonieflatrate, kein Fernsehen über Internet). Einmalige Kosten sind 50€. Diese Kosten entstehen erst, wenn das Projekt verwirklicht wird und bis zum/vor dem(?) 01.04.2022 der Antrag abgegeben wird. Danach entstehen zusätzliche Kosten von 500€ oder mehr.

Wie oben erwähnt, habe diesen Artikel ebenso wie die anderen hier aus reinem privaten Antrieb veröffentlicht. Ich hoffe, ich konnte damit helfen.

Danksagung

Übrigens, vielen Dank auch für das klärende Gespräch am Dienstag mit Herrn Vorbau von der Stadt Bad Berleburg und Herrn Korinth der Firma Greenfiber. Meine letzten Fragen wurden dabei geklärt!

Und vielen Dank auch an meine Familie, die mich heute schon wieder 2 Stunden wegen des Schreibens dieses Artikels nicht gesehen hat…

4 Kommentare

  1. Hallo sneakyx,

    Vielen Dank für die gute Ausarbeitung des Artikels und für die öffentliche Stimme jeden zu ermuntern mit zu machen.

    2 kleine Anmerkungen von mir:

    – Ein aktueller Speedport der neuesten Serie (vllt auch etwas älter) sollte meiner Meinung nach am Anschluss funktionieren ? Du hattest davon geschrieben das dieser getauscht werden müsste? Ich war auch immer Fan der fritzbox, allerdings ist der Speedport smart4 wesentlich preisgünstiger und das Zubehör mit dem neuesten wlan Standard ebenfalls.

    – ob man einen Telefonanschluss braucht ist Ansichtssache 😉

    1. Vielen Dank für das Lob.
      Mit den Speedports wäre ich mir da nicht so sicher. Zum einen muss eingerichtet werden, dass der Internetzugang entweder über einen WAN- oder den LAN1-Anschluss läuft *und* die Geschwindigkeit muss konfigurierbar sein, außerdem muss es noch möglich sein, sowohl die Internet, als auch Telefonzugangsdaten eines anderen Providers einzugeben. Die Kombination aller dieser 4 Optionen habe ich in noch keinem Speedport gesehen, deshalb gilt, was ich in dem Text geschrieben habe: Mit dem Speedport wird es wohl nicht gehen, mit einer FritzBox 7490/7590 aber definitiv!

      Zu dem Thema Festnetzanschluss ja/nein: man braucht für alles Backupsysteme. Wenn das Handynetz (oder das Handy) nicht mehr funktioniert, will ich ja auch telefonieren und ebenso, wenn das Festnetz nicht mehr funktioniert. Also ist beides gut, vor allem wenn unterschiedliche Anbieter im Spiel sind.
      Als der Telekomausfall vor 10(?) Jahren war, der alle DSL/Telefon/Handy-Anschlüsse der Telekom betroffen hatte, konnte ich, als o2-Handynutzer telefonieren und ins Internet gehen. Mit Hilfe eines UMTS-Sticks und einer entsprechenden Konfiguration der FritzBox war es mir damals auch möglich, die Telekomfestnetzrufnummern mit den Festnetztelefonen über das Handynetz bei o2 zu verwenden.
      Zusammenfassend gesagt: Die 5 Euro würde ich deshalb investieren. Besser haben als brauchen.

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